Termine

Selbstverteidigung am ChG

09.02.2024

Elternbeirat organisiert Kurs für Mädchen der Jahrgänge 8 bis 12

„Hilfe, Polizei! Lassen Sie mich in Ruhe!“, so gellte es vielfach in ohrenbetäubender Lautstärke durch die Sporthalle des Chiemgau-Gymnasiums. „Da merkt man gleich, dass wieder Selbstverteidigungskurs bei uns ist und dass die Mädchen mit Feuereifer dabei sind“, freute sich Elternbeiratsvorsitzende Claudia Lahr bei der Überreichung einer wertschätzenden Aufmerksamkeit an das Trainerteam des ASV Grassau, Abteilung Ju Jutsu,  unter der Leitung von Marco Kellermann. Der Elternbeirat organisiert diesen Kurs für Mädchen der Jahrgänge 8 bis 12 seit Jahren einmal jährlich. Finanziell unterstützt wird diese Tradition vom Förderverein der Schule „Freunde des Chiemgau-Gymnasiums e.V.“.

In fünf abendlichen Kurseinheiten mit insgesamt 10 Stunden trainieren die 21 Mädchen jeweils in Kleingruppen mit wechselnden Trainern. „Das ist wichtig, um sich auf immer neue Situationen einstellen zu können“, meint Marco Kellermann und fügt hinzu: „Wie man trainiert, so kämpft man.“

Die Angriffe der Trainer, gegen die sich die Schülerinnen verteidigen müssen, werden mit der Zeit immer intensiver. Der Kurs beginnt mit leichten Kontaktangriffen am Handgelenk, und gipfelt am Boden in der „klassischen Angriffssituation“ bei Vergewaltigungen. Parallel dazu werden aber auch das Können und das Selbstvertrauen der Mädchen größer und sie können mehr Wirkungstreffer landen, um aus der Situation zu fliehen.

Trainer Andreas Rohrmeyer erklärt das Auffinden von empfindlichen Nervendruckpunkten.
Trainer Andreas Rohrmeyer erklärt das Auffinden von empfindlichen Nervendruckpunkten.

Im Kurs lernen die Mädchen durch vorausschauendes Verhalten bestimmte Gefahrensituationen von vornherein zu vermeiden. „Los geht‘s mit einem sicheren Stand und einer glaubwürdig selbstbewussten Körperhaltung“, erklärt einer der Trainer. „Wer den Anschein erweckt, ein leichtes Opfer zu sein, wird eher angegriffen“, steuert ein anderer Trainer bei. „Viele Täter gehen nach einem bestimmten Schema und einem vorher gefassten Plan vor. Und sie wissen, dass ihr Vorhaben verboten ist und sind aufgeregt. Wenn ihr es schafft, euren Angreifer aus dem Konzept zu bringen, habt ihr gute Chancen“, motiviert eine Trainerin die Mädchen.

Wesentliche Bausteine des Kurses sind für die Trainer, die teils im Polizeidienst und in der Justiz, aber auch in anderen Berufen tätig sind, die Begriffsdefinitionen von Notwehr, Nothilfe, Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Catcalling, die Wichtigkeit einer sofortigen Zeugenaussage inkl. Spurensicherung, usw.

Eine der Trainerinnen, selbst sehr zierlich, führt im „Kampf“ mit einem Kollegen, einem „Bär von einem Mann“ sehr anschaulich vor, wie man mit gezieltem Einsatz der erlernten Techniken im richtigen Moment und dem Bündeln der eingesetzten Kraft auch körperlich deutlich überlegeneren Gegnern entkommen kann.

„Wir unterrichten die Technik und den Einsatz der Körperwaffen, die man immer dabeihat und bauen darauf, dass die Mädchen im Ernstfall, der bitte niemals eintreten möge, reflexartig reagieren.

Deshalb arbeiten wir mit so einprägsamen Bildern und Worten wie Treffern im Bereich „Eye – Ei“. Damit sind Angriffe auf Augen und Unterleib gemeint. Das fällt einem im Notfall, wenn man richtig im Stress ist, eher wieder ein“, erläutert Kursleiter Marco Kellermann.

Kursleiter Marco Kellermann (rechts) zeigt zusammen mit Phillip Faßbinder (links) die Schlagfolge "Eye - Ei". Links im Hintergrund zu sehen: Trainer Ismail Cetin.
Kursleiter Marco Kellermann (rechts) zeigt zusammen mit Phillip Faßbinder (links) die Schlagfolge "Eye - Ei". Links im Hintergrund zu sehen: Trainer Ismail Cetin.

Deutlich weisen die Trainer auf die Verschärfung des Strafrechts aus dem Jahr 2016 hin: „Nein heißt nein.“ Deshalb ermahnen sie immer wieder: „Schreit, so laut ihr könnt! Das hat zwei Aspekte: Ihr gebt klar zu verstehen, dass ihr das nicht wollt, und erregt ggf. zugleich Aufmerksamkeit bei unbeteiligten Dritten in der Nähe, die Euch im Weiteren helfen können.“ Kursleiter Marco Kellermann bedankt sich am Ende des Kurses bei seinem Trainerteam, das wie immer äußerst engagiert mit den Mädchen trainiert hat und dabei jedes Mal auch einige Blessuren davonträgt, bei den Mädchen, dass sie dabei waren und bei den anwesenden Eltern, die diesen Kurs erst möglich gemacht haben.

News