Bayerischer Jazz und Latinrock

14.03.2024

Profimusiker musizieren mit ChG Bigband

Ein besonderes Konzert erlebten die Zuschauer am vergangenen Donnerstag in der Neuen Aula des ChiemgauGymnasiums (ChG). Das Jonas Brinckmann Quartett aus München präsentierte eine Mischung aus bayerischer Musik und Jazz und gab zusammen mit der ChG Bigband ein herausragendes Jazzkonzert. Die vier Musiker gastierten in Traunstein im Rahmen eines Jazzförderpreises, den die Bigband des Chiemgau-Gymnasiums dieses Schuljahr erhalten hat. Dieser wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und den Bayerischen Musikrat gefördert. Ziel dieser Jazzförderung ist es, eine Zusammenarbeit von bayerischen Bildungseinrichtungen und in Bayern ansässigen Profimusikern zu ermöglichen. Das Programm umfasst einen Jazz-Workshop und ein Live-Konzert mit den Profimusikern. Der Workshop fand am Vormittag unter Leitung von Jonas Brinckmann (Baritonsaxofon) und Valentin Renner (Schlagzeug) im Campus Sankt Michael statt.

JBQ-Konzert

Zu Beginn des abendlichen Jazzkonzertes zeigte sich Bigband-Leiterin Christina Veit erfreut über den „probenintensiven, aber musikalischen sehr inspirierenden Tag“. Gleich drei neu erarbeitete Werke sollten mit dem Quartett aufgeführt werden. Die Bigband startete mit einem stimmgewaltigen „Smooth“ von Rocklegende Carlos Santana und dem beeindruckenden Song „Think“ von Aretha Franklin. Dabei brillierten die Solisten Justus Krebs, Lucia Hampel, Luka Klecina und Felix Gruber an Posaune, Gitarre und Trompete. Im Anschluss konnten sich die Zuschauer von der Arbeit des Workshops durch die Neuinterpretation von Ray Charles‘ „Mary Ann“ überzeugen. Nach einem eindrucksvoll ineinandergreifenden Klatsch-Intro der Rhythmusgruppe, eingeleitet durch Valentin Renner, stieg Jonas Brinckmann mit den Bläsern in die bekannte Melodie ein. Auch der offene Soloteil der Bigband, in feinster „Call & Response“-Manier sowie die darauffolgende Coda der Bläsersection begeisterten das Publikum.

Das folgende Set bestritt das Quartett allein. Die Profimusiker sind der Münchener Jazz-Szene bekannt und zusätzlich in verschiedensten Ensembles tätig: Der Gründer des Quartetts, Baritonsaxophonist Jonas Brinckmann im Harald Rüschenbaum Septett, Schlagzeuger Valentin Renner zum Beispiel in der Shuteen Erdenebaatar Band und Jazzrausch Bigband mit Tenor- und Sopransaxophonisten Raphael Huber, Kontrabassist Jakob Jäger u.a. bei den New York Voices. Mit einem kleinen Jodler aus Jonas Brinckmanns Heimat, Bischofsmais, bewies das Quartett, dass sich bayerische Volksmusik bestens mit dem Jazz verbindet. Charmant führte Brinckmann durch das Programm, indem er erklärte, was die Zuschauer in seinen Kompositionen heraushören konnten. So folgte man Nebelschaden über Täler und blickte mit Hilfe ausgewogener Melodien in die Ferne. Gesungene Zwiefache vermischten sich mit Jazzharmonien und fingen die natürliche Schönheit Bayerns musikalisch ein. Valentin Renner lotete dabei alle Nuancen am Schlagzeug gekonnt und trickreich aus. Man konnte förmlich den Windhauch auf der Bergspitze spüren oder die dunklen Geheimnisse des Waldes erahnen. Auch die leisen, harmonisch interessant geführten Basslinien von Jakob Jäger ließen das Publikum staunen. Die sonoren Bläserstimmen zerlegten Melodien und Takte baukastenähnlich und fügten sie immer wieder neu zusammen.

Jazzmusik beim Brinkmann Konzert

Nach einer Pause präsentierte die Combo-Besetzung der Bigband zusammen mit dem Quartett auf beeindruckende Weise den an diesem Tag erarbeiteten Jazz-Standard „Mr. PC.“, wobei jeder Musiker ein zweitaktiges freies Solo übernahm. Mit dem letzten Stück des Quartetts bedankte sich Jonas Brinckmann nicht nur für die sympathische Zusammenarbeit bei Christina Veit, sondern auch bei allen Eltern, die dafür „verantwortlich sind, dass so gute Musik überhaupt entstehen kann“. Denn nur durch den unermüdlichen finanziellen und persönlichen Einsatz sei es erst überhaupt möglich, dass Kinder ihre Instrumente erlernen und die Welt der Musik erfahren können, so Brinckmann. Mit einer langsamen Klarinettenmelodie, unterstützt von Raphael Hubers Sopransaxofon, konnte man förmlich die Anfänge des Musizierens klanglich miterleben. Bass und Schlagzeug entwickelten die einsame Melodie zu einem imposanten Klangbild, welches in einem amüsanten Viergesang endete: „I bin fidel, fidel, fidel, den ganzen Tag, bis dass der Deifi holt mei arme Seel“. Der Abschluss des Abends war ein triumphaler Höhepunkt, der von Schulleiter Markus Gnad und dem Publikum gleichermaßen bewundert wurde: Die Bigband mit Christina Veit (Altsaxofon) musizierte gemeinsam mit den Münchner Profis sowie den Solisten Florian Scharf und Raphael Huber, beide Tenorsaxofon, „Billy´s Blues“. Schulleiter Markus Gnad dankte sowohl dem Jonas Brinckmann Quartett für die äußerst bildhafte Musiksprache, die bei ihm zahlreiche, Assoziationen geweckt habe, als auch der Leiterin der Bigband Christina Veit für die Organisation und Umsetzung dieses Abends. Akustisch bayerischer Jazz vom Feinsten vereinte an diesem Tag Profimusiker und Schülerband, und zeigte wieder einmal, dass Musik in der Tat jegliche Art von Grenzen überschreiten kann. 

Christina Veit

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