„Mutig.Sicher.Stark“, so lautet das Motto des Dojo Inzell. Kursleiter Adi Bernard und einer seiner Trainer, Klaus Schlöglmann, vermittelten genau das im Selbstverteidigungskurs, der speziell für Jungs zugeschnitten ist. Dieser Kurs fand in drei Einheiten statt und wurde vom Elternbeirat des Chiemgau-Gymnasiums organisiert und vom Förderverein der Schule finanziell unterstützt. 23 Schüler des Chiemgau-Gymnasiums nahmen daran teil. Sie erlernten in Rollen- und Gruppenspielen, aber auch in realitätsnahen Szenarien gefährliche Situationen einzuschätzen und entsprechend zu reagieren. Am Ende des Kurses durfte jeder Teilnehmer ein Brett durchschlagen, was nur mit der richtigen Technik gelingt.

Männer erleben Situationen oft anders als Frauen und Kinder. Ihnen wird selten geraten, zu schreien und davonzulaufen, auch wenn sie selbst bedroht werden. Von ihnen wird Hilfeleistung anderen gegenüber geradezu erwartet. Und viele Männer sehen sich selbst in der Beschützerrolle und wollen helfen. Deshalb ging der Selbstverteidigungskurs für Jungs am Chiemgau-Gymnasium genau auf diese Erwartungen, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen und auch auf die äußeren Umstände ein, die in jeder Situation anders sind. Wie helfe ich sinnvoll und ohne Gefahr für mich? Wie mache ich auf mich aufmerksam, wenn ich selbst Hilfe brauche? Wie gehe ich mit einem aggressiven Gegner um und wie mit der eigenen Angst? Welche alltäglichen Gebrauchsgegenstände eignen sich bei Angriffen als Waffe und sind legal? Wie verteidige ich mich effektiv?

Im Kurs lernten die jungen Männer, ihren Körper als Waffe zu nutzen. Sie wurden angeleitet, wie realistische Schlag- und Tritttechniken situationsgerecht angewendet werden können, um sich und andere zu verteidigen, auch in scheinbar ausweglosen Situationen oder bei Angriffen durch Gruppen. „Wichtig ist das Wiederholen, damit die Reaktionen auch unter Stress abrufbar sind und fast schon automatisch erfolgen“, ermunterte Trainer Klaus Schlöglmann. Besonders eindrucksvoll war der „Jackenkampf“, in dem innerhalb einer Gruppe zwei Minuten lang um eine Jacke gekämpft wurde. Sieger war, wer mit beiden Ärmeln in die Jacke schlüpfen konnte.

Was den Kurs aber ausmachte, war die gelungene Mischung aus körperlichem Einsatz und Selbstreflexion, also über sich selbst zu lernen und das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen und zu analysieren. Es wurde vermittelt, wie man auf andere wirkt, wie man an seinem Selbstbewusstsein arbeiten kann, wie wichtig Sport ist, um die eigene Fitness zu steigern, wie Situationen deeskaliert werden können, und das Wesentliche: Wertschätzung auch anderen gegenüber und Selbstvertrauen. Adi Bernard betonte immer wieder: „Ein Mensch kann die Welt verändern, wenn er anderen Hoffnung gibt.“

Elternbeiratsvorsitzende Claudia Lahr freute sich, dass dieser Kurs zustande kam: „Es bedarf schon einiges an Mut, um sich mit den Themen des Kurses auseinanderzusetzen und sich überhaupt anzumelden. Schließlich hofft jeder, nie in prekäre Situationen zu kommen und handeln zu müssen, oder dass einem dann schon etwas einfallen wird, was funktionieren kann.“ Den Schülern zollte sie allergrößten Respekt, dass sie es gewagt haben, an sich selbst zu arbeiten. „Man sieht und merkt euch bereits an, wie ihr davon profitiert“, lautete ihr Resümee nach dieser gewinnbringenden Veranstaltung.

Claudia Lahr 
(Elternbeiratsvorsitzende Chiemgau-Gymnasium)