"Ihr seid alle etwas besonderes!"

04.10.2024

"Ihr seid alle etwas besonderes!"

Elternbeirat organsiert Selbstbehauptungskurs

„Ihr seid alle etwas Besonderes und könnt schon ganz viel, aber auch nach dem Kurs könnt ihr euch noch nicht verteidigen wie Erwachsene, weil euch dazu ganz einfach noch die körperliche Kraft fehlt. Euer Vorteil ist, dass ihr flink und schlau seid, den Überraschungseffekt auf eurer Seite habt, weil keiner mit Widerstand rechnet. Setzt das für euch ein“, stellte Adi Bernard, Leiter des Selbstbehauptungskurses für die Jahrgänge 5 bis 7 des Chiemgau-Gymnasiums klar.

18 Teilnehmende im Alter zwischen 10 und 13 Jahren waren in ihrer Freizeit zum Kurs gekommen, der dieses Jahr in zwei längeren Kurseinheiten anstatt in drei kürzeren stattfand.

Unterstützt wurde Adi Bernard, der das KUN TAI KO Karate Dojo in Inzell leitet, von Marlene Schmengler und Regina Steinbacher, die beide bei ihm trainieren und selbst Schülerinnen des Chiemgau-Gymnasiums sind.

Der Kurs beinhaltet Themen wie den Umgang mit Angst, um die richtige Atmung, den festen Stand, eine gute Körperhaltung, sicheres Auftreten, einen selbstbewussten Blick und den Einsatz von Gestik, Mimik und der Stimme. Ganz oben auf der Agenda standen auch die Themen Aggressionen und Wut, besonders beim Streiten. Schließlich soll im Kurs nicht nur der Umgang mit Extremsituationen geübt werden, wie beispielsweise bei Angriffen. Die Kursinhalte sollen vor allem im Alltag jederzeit anwendbar sein und in Fleisch und Blut übergehen. Zunächst wurden kurz die Regeln erklärt, die sich nicht nur auf den Kurs, sondern auch für das gesamte zwischenmenschliche Leben beziehen. Gegenseitiger Respekt sollte die Grundlage von allem sein. 

Kursleiter Adi Bernard demonstriert Befreiungstechniken beim Selbstbehauptungskurs am ChG

Weil Lösungen aufgezeigt, anstatt nur Probleme benannt werden sollen, wurde besonders intensiv auf „richtiges Streiten“ eingegangen. Um die verschiedenen Typen anschaulicher darzustellen, konnten sich die Teilnehmenden verschiedenen Tierbildern zuordnen, die wir mit klassischen Eigenschaften assoziieren, z. B. starker Löwe, mächtiger Elefant, durchsetzungsfähiger Pavian, „meckernde“ Ziege. Hat man erst einmal erkannt, welcher Typ man selbst ist, bzw. wen man da als Gegenüber hat, kann eine Situation möglicherweise deeskaliert werden, ohne überhaupt zu streiten, bzw. um Handgreiflichkeiten von vornherein zu vermeiden.

Entschlossene kurze und sachliche Signale, fast schon Impulsbefehle, die nicht aggressiv machen, z. B. „Lassen SIE mich in Ruhe!“, „Nein, ich will das nicht!“, verdeutlichen nicht nur dem potenziellen Täter, sondern auch dem Umfeld, dass hier gerade etwas gegen den Willen von jemandem passiert. „Gebt den Passanten eine Chance, euch zu helfen. Sie müssen aber auch wissen, dass ihr Hilfe braucht. Wendet euch ausdrücklich an sie, schaut sie an“, vermittelte Regina Steinbacher den Teilnehmenden.

Auch Elemente der klassischen Selbstverteidigung wurden eingebaut, wie z. B. Grifflösen, Einsatz des eigenen Körpers, z. B. Ellenbogen, Füße. „Es geht darum, dass ihr in jeder Situation handlungsfähig bleibt und nie aufgebt. Deshalb konfrontieren wir euch jetzt im geschützten Raum damit, dass ihr im Ernstfall reagieren könnt“, unterrichtete Adi Bernard die Schülerinnen und Schüler. „Eure Chance ist die Nutzung des Überraschungsmoments, befreit euch, rennt weg und schreit so laut ihr könnt“, empfahl Marlene Schmengler, „nutzt sogenannte „Rettungsinseln“, die es in nahezu jeder Umgebung gibt. Und habt die Fluchtregel der „3 L“ im Kopf: Licht, Lärm, Leute.“ 

Auch auf Täterbeschreibung und Zeugenaussagen, sowie auf den Unterschied zwischen „Notwehr“ und „Nothilfe“ wurde genau eingegangen und wie man anderen helfen kann, ohne sich selbst zu gefährden. „Gute und schlechte Geheimnisse“ wurden thematisiert. Einige Sachverhalte wurden spielerisch deutlich gemacht. Am Ende des Kurses durften alle Teilnehmenden ein Brett durchschlagen, um zu erkennen, welche Kraft in einem richtig ausgeführten Schlag steckt.

„Geht nicht immer vom Schlimmsten aus, aber rechnet damit und habt eine Lösung parat“, gab Adi Bernard den Kindern mit auf den Weg. Elternbeiratsvorsitzende Claudia Lahr freute sich sehr darüber, dass die Schülerinnen und Schüler sich so begeistert und interessiert gezeigt hatten. Auch im Namen des Fördervereins der Schule, der wie immer einen Teil der Kosten übernommen hatte, bedankte sie sich am Ende des Kurses bei den Kursleitern und überreichte eine wertschätzende Aufmerksamkeit.

Claudia Lahr
(Elternbeiratsvorsitzende Chiemgau-Gymnasium)

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