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Wer nicht kämpft, hat schon verloren

15.02.2023

Elternbeirat organisiert Selbstverteidigungskurs

Völlig ahnungs- und wehrlos Opfer eines Überfalls oder einer Vergewaltigung zu werden? Ein Alptraum! Um dem wirksam vorzubeugen und sich selbst gekonnt verteidigen zu können, organisierte der Elternbeirat des Traunsteiner Chiemgau-Gymnasiums auch in diesem Jahr wieder den bewährten Selbstverteidigungskurs für Mädchen der Klassenstufen 8 bis 12. An fünf Abenden trainierten Marco Kellermann und sein Trainerteam von der Ju-Jutsu-Abteilung des ASV Grassau die 28 Teilnehmerinnen. Finanziell unterstützt wurde der Kurs vom Förderverein der Schule „Freunde des Chiemgau-Gymnasiums e.V.“

Grifftechniken zur Selbstverteidigung

Zum Trainerteam gehören neben Ärzten auch Polizei- und Justizbeamte, die den Mädchen neben den klassischen Möglichkeiten der Selbstverteidigung die geltende Rechtslage in Bezug Notwehr und deren Verhältnismäßigkeit, Nothilfe, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, Vorgehen beim Erstatten einer Anzeige etc. erläuterten und sie für besondere Gefahrenmomente sensibilisierten. An jedem der fünf Kursabende waren Eltern und Mitglieder des Elternbeirats als Aufsicht anwesend und folgten dem Kursgeschehen aufmerksam.

Ein wesentlicher Bestandteil des sehr gut strukturierten Selbstverteidigungskurses ist der gezielte Einsatz der Körperwaffen, um sich jederzeit auch gegen einen stärkeren Gegner wehren zu können. Die Mitglieder des Trainerteams trugen Körperschutz und teils Schutzanzüge, damit die Schülerinnen das feste Zuschlagen, Treten und Treffen von empfindlichen Körperstellen wiederholt einüben konnten. Um eine Schockstarre bei Angriffen zu vermeiden, wurden die Techniken als Gegenstrategie systematisch eingeübt, damit sie in ähnlichen Situationen wie automatisch abgerufen werden können.

Zunächst wurden in Kleingruppen mit maximal vier Mädchen couragiertes Auftreten und Grifftechniken trainiert, um sich zu befreien und wegzurennen. „Sehr viele Täter gehen gezielt und mit einem Plan vor und suchen sich Opfer, bei denen ihrer Meinung nach mit wenig Widerstand zu rechnen ist“, informierte Marco Kellermann die Teilnehmerinnen. „Bringt diesen Plan durcheinander, gewinnt Zeit und nutzt eure Möglichkeiten!“, riet Ismail Cetin, einer der Trainer. Speziell geübt wurde lautes Schreien. Zum einen um Hilfe zu rufen, zum anderen um sich dem Angreifer gegenüber klar und unmissverständlich zu äußern: „Nein! Lassen Sie mich los!“, war teils in ohrenbetäubender Lautstärke zu hören.

Abwehr von Angriffen

Bei jeder Trainingsrunde gab es einen Trainerwechsel, damit die Schülerinnen ständig neuen „Gegnern“ gegenüberstanden und sich sehr schnell auf diese und immer wechselnde Situationen einzustellen lernten. Die Trainer und Trainerinnen Dr. Roland Schachler, Veronika Wiedemann, Petra Kuckuck, Susi Maier, Ismail Cetin, Hugo Seel, Daniel Varga, und Philipp Faßbinder taten ihr Möglichstes, um eine große Bandbreite an Attacken zu präsentieren und konterten die Gegenwehr der Schülerinnen mit bewundernswerter Flexibilität und Fitness, welche auf ihr regelmäßiges Kampfsporttraining zurückzuführen sind. 

„Wer kämpft, kann verlieren - wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Mit diesem Zitat von Bertolt Brecht wurden die Mädchen immer wieder ermuntert, sich auch aus scheinbar aussichtslosen Situationen zu befreien. „Für jedes Jahr zutreffend ist einfach immer wieder die erstaunliche Entwicklung, die die Damen im Laufe des Kurses vollziehen. Wie sie (wörtlich) die Berührungsängste verlieren und ihr Konfliktverhalten geschärft wird, das ist schon anerkennenswert. In der steten Hoffnung, das Erlernte niemals anwenden zu müssen“, resümierte Marco Kellermann.

Claudia Lahr, die Elternbeiratsvorsitzende des Chiemgau-Gymnasiums, überreichte dem gesamten Trainerteam einen Geschenkkorb als Dank für die hervorragende Anleitung und als Stärkung nach diesem anstrengenden körperlichen Einsatz und fasste zusammen: „Dieser Kurs nutzt unseren Schülerinnen mehr, als sie jetzt ahnen, denn sie lernen, niemals aufzugeben, in jeder Hinsicht. Und wir bedanken uns bei den sehr engagierten Trainerinnen und Trainern und hoffen, dass all die Kratzer und blauen Flecken bis zum nächsten Jahr vollständig verheilt sind und sie den Selbstverteidigungskurs wieder bei uns an der Schule abhalten werden.“

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