Zeitzeuge Ernst Grube am ChG

22.06.2025

Zeitzeuge Ernst Grube am ChG

„Wir müssen daran erinnern, damit es nicht wieder geschieht!“

„Wir müssen daran erinnern, damit es nicht wieder geschieht!“ Das gab Ernst Grube den 240 zuhörenden Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften des Chiemgau-Gymnasiums am Mittwoch, den 04.06.2025, mit auf den Weg.

Ernst Grube, ein Holocaust-Überlebender, geboren 1932 in München, erzählte der Zuhörerschaft aus seiner Kindheit unter dem NS-Regime und von seiner Deportation ins Ghetto Theresienstadt. Die aktuelle Lage, besonders durch die zunehmende Popularität und Einflussnahme rechtsextremer Gruppierungen und Parteien, werde immer bedrohlicher, betonte Ernst Grube.

Ernst Grube stammt aus einer sogenannten „Mischehe“. Seine Mutter war eine Krankenschwester und Jüdin, sein Vater hingegen ein evangelischer Malermeister aus Ostpreußen, der politisch sehr links eingestellt war. Er wuchs zusammen mit seinem fast drei Jahre älteren Bruder und seiner sechs Jahre jüngeren Schwester in einer Wohnung direkt neben der Hauptsynagoge in München auf, bis 1938 die Synagoge von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Ernst Grube war damals fünf Jahre alt und erinnert sich nur an eine riesige Baustelle, da nicht mehr von dem Gebäude übriggeblieben war. Mit der Zerstörung der Synagoge und der Kündigung des Mietvertrags der Familie begannen Jahre der Unsicherheit und Entrechtung. 1938 wurden Ernst und seine zwei Geschwister in ein jüdisches Kinderheim in Schwabing gebracht, in dem schon etwa 50 Kinder untergebracht waren. Während ihr Leben außerhalb des Heims von Ausgrenzung geprägt war, sogar durch Nachbarskinder, bot ihnen das Heim Schutz und Gemeinschaft. Mit Einführung des Judensterns wurde die systematische Ausgrenzung deutlich sichtbar. Viele der Kinder, darunter auch neue Freunde der drei Kinder der Familie Grube, wurden in Ghettos oder Arbeitslager deportiert, aber Ernst und seine Geschwister hatten vorerst Glück, da sie aus einer „Mischehe“ stammten. Doch wie alle anderen jüdischen Kinder wurden auch sie nicht verschont und schließlich in das Arbeitslager in Milbertshofen gebracht. Nach einem halben Jahr wurde dieses Lager aufgelöst, woraufhin die Geschwister in ein neues Arbeitslager kamen, das ebenfalls aufgelöst wurde. Als die Familie nach über vier Jahren wieder vereint wurde, bekamen sie im Februar 1945 den Deportationsbefehl für Ernst Grube, seine zwei Geschwister und seine Mutter in das Ghetto Theresienstadt.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer hatten schließlich die Möglichkeit, Ernst Grube Fragen zu stellen. Auf die Frage, ob sie denn den Glauben hatten befreit zu werden, antwortete Herr Grube, dass sie nicht wussten, ob sie befreit würden, aber immer Hoffnung hatten. Abschließend bedankten sich alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte mit einem lautstarken Applaus bei Ernst Grube, ehe ihm für seinen Vortrag, welcher sowohl historisch betrachtet als auch mit Blick auf die derzeitigen politischen Entwicklungen für alle Zuhörer von großem Mehrwert war, als Dank Geschenke überreicht wurden.

Johannes Lechenauer (9a)

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